
Aus Nordenham in den berühmten Hamburger Starclub
Just us formierte sich als Nachfolgeband der Macbeats (die „Nordenhamer Rolling Stones“) im Frühjahr 1966. Die Macbeats wollten weg vom Beat hin zum Soul. Daher war die Namensänderung fällig. Die Besetzung im Jahr 1966 bestand aus: Stephan Remmler, Bremerhaven, Sänger; Gert Krawinkel, Cuxhaven, Sologitarre; Peter Gloystein, Brake, Bassgitarre; Delf Jacobs, Nordenham, Rhythmusgitarre; Horst Bultmann, Nordenham, Schlagzeug. Diese Besetzung ist identisch mit den Macbeats ab Herbst 65.
Am 16. September 1966 wurde die Band in einer Radio-Bremen-Sendung näher vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt gab es einen Streit zwischen der GEMA und den Radiostationen. Dies war ein Glück für regionale Bands, denn sie waren nun verstärkt im Rundfunk vertreten. Just us spielten im Studio von Radio Bremen 13 Titel ein, von denen auch einige in Verbindung mit einem Interview gesendet wurden. Zwei der Titel waren von Delf Jacobs geschrieben. Er beschäftigte sich schon zu Macbeats-Zeiten mit eigenen Stücken. Eines seiner Lieder wurde im Radio als „besonderer Knüller“, so der Moderator, angekündigt.
Diese Aufnahmen sind im Archiv des Senders nicht mehr auffindbar, aber Delf Jacobs‘ Mutter Irmgard hat die Sendung per Mikrofon aufgenommen. Just us war zu diesem Zeitpunkt bereits im gesamten nordwestdeutschen Raum vertreten.

Die Urbesetzung hatte bis Ende Januar 1967 Bestand. Peter Gloystein passte wohl nicht mehr ins Konzept. Von da an spielte Rolf „Micky“ Kaiser den Bass und trat ebenfalls als Sänger in Erscheinung. Hinzu kam auch der Nordenhamer Saxofonist Peter Lüddecke und kurzzeitig der Posaunist Hanno Weber. Peter Lüddecke war bereits in der River Muskrats Skiffle Group aktiv und spielte dann auch bei den Muskrats.
Im Juni 1967 wurde Horst Bultmann am Schlagzeug durch George B. Miller ersetzt. Horst Bultmann ging ohne Bedauern. Er war Leistungssportler mit mindesten zweistündigem täglichen Trainingspensum, und das passte irgendwie nicht mit dem Lebensstil eines Musikers zusammen. Just us hatte damals mindestens drei Auftritte in der Woche.
Für den Transport der Instrumente gab es als Bandauto einen Ford Kombi. Später hatte Just us mit Max Coldewey und Didi Ranft zwei Roadies, die jeweils über einen großen PKW verfügten. Da ging die Ausrüstung damals noch locker rein. Schließlich hatte die Band auch einen Ford Transit.
Im Mai 68 erfolgte die nächste Umbesetzung. Karl Heinz Bremser von den Mushroams ersetzte Micky Kaiser und Günter Abels kam als Keyboarder neu in die Band. Auch Jochen Laschinsky von den Mushroams (der „Bremer Mick Jagger“) trat 1968 für vier Monate als Bassist in Erscheinung. Die Kernmannschaft bestand bis 1969 aus Delf Jacobs, Stephan Remmler und Gert „Kralle“ Krawinkel.
Die Frühzeit der Just us war noch stark von den Stones bestimmt. Dann wurde ein radikaler Wechsel zum Soul ä la James Brown vollzogen.
Im September 68 spielte die Band an mehreren Tagen hintereinander auch im berühmten Starclub in Hamburg. Just us erlebte Umbesetzungen und Erweiterungen und ist mit bis zu acht Leuten aufgetreten.
Am 6. April 1969 gab Just us das offizielle Abschiedskonzert in der Friedeburg. Im September tauchten Delf Jacobs und Stephan Remmler bei einer Dance 69-Veranstaltung auf und wirkten in einer Session mit. Es soll irgendwie „indisch“ geklungen haben. Im Woodstock-Jahr 1969 wandelte sich auch in Nordenham das Wesen der Musik. Statt arrangierter und eingeübter Stücke gab es nun spontanes Zusammenspiel mit endlosen Gitarrensoli. Das mag auch damit zusammenhängen, dass es mit dem Aufkommen der Diskotheken weniger Auftrittsmöglichkeiten für Bands gab, die in klassischer Manier Hits coverten.
Im Dezember 1969 spielte Just us ein letztes Mal in der Nordenhamer Friedeburg als Trio, bestehend aus Gert Krawinkel, George B. Miller und Micky Kaiser. Die Musik wurde als „Blues nach Undergroundmanier“ und als „Ausflug ins psychedelische Reich“ umschrieben. Der Soul war mit dem Weggang von Peter Lüddecke bereits Anfang 69 passe.

Das letzte Konzert zumindest in der Wesermarsch dürfte ein gemeinsamer Auftritt mit der Godfather’s Blues Band am zweiten Weihnachtstag 1969 in Ovelgönne gewesen sein. Die „Gevattern“ waren eine Bremerhavener Band, bei der der Nordenhamer Keyboarder Michael Kobs mitwirkte. Der gehörte in den frühen 70ern zu der Bremer Band Thirsty Moon, die zu den wichtigen Vertretern des Krautrocks zählt.
Im Januar 1979 gab es ein Revival-Konzert der Just us im Stadttheater Bremerhaven, allerdings ohne Micky Kaiser, der damals auf Ibiza war. Für ihn spielte George Meier Bass.
Das Thema Just us kochte im Jahre 2004 in Bremen noch einmal hoch, als Peter Gloystein dort Wirtschafts- und Kultursenator werden sollte. In Kreisen der Bremer CDU wurde das Gerücht gestreut, dass er mal mit Stephan Remmler zusammen Musik gemacht habe und dass von ihm wichtige Impulse für das Bremer Kulturleben zu erwarten seien. Quelle dieses Gerüchts war offensichtlich der Vorgänger dieser Homepage über die Geschichte der Nordenhamer Musikszene.
Das Problem war nur, dass es sich um eine zufällige Namensgleichheit handelte. Diese Geschichte nahm Buten un Binnen zum Anlass für einen drolligen Fernsehbeitrag, in dem die Redaktion den echten Just-us-Bassisten Peter Gloystein zu seinen Plänen für Bremen befragte.
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