Blue Shadows 1965

In den 60er Jahren war die Bundeswehr Bandkiller Nr. 1. Aber auch eine abgeschlossene Berufsausbildung und anschließender Fortzug waren Gründe dafür, dass sich eine Band auflöste und unter neuem Namen und mit neuen Leuten formierte. Dieses Schicksal ereilte die Savages und die Beat Cats im April 1965. Die Auflösung war die Geburtsstunde der Blue Shadows.

Gerd Hurrelmann ging aus beruflichen Gründen nach Bremen, und Gerd Modrow wurde zur Bundeswehr ein­gezogen. Schlagzeuger Peter Laarmann schied im Frühjahr 1965 ebenfalls aus. Zum Glück konnten sich die Restmitglieder der Savages mit Musikern der Beat Cats zusammentun. Diese hatten mit den Savages bereits ge­meinsame Auftritte bei den Shake-Partys im Norddeutschen Hof bestritten. Im Frühjahr 1965 wurden die Blue Shadows aus der Taufe ge­hoben. Zur Band gehörten Rainer Bilawski (Rhythmusgitarre/Ge­sang, ehemals Savages), Uwe Hil­lebrand (Sologitarre/Gesang, ehe­mals Beat Cats), Detlev „Deddi“ Jelting (Bassgitarre/Gesang, ehe­mals Savages), Bernd Simon (Or­gel, kurze Zeit bei den Savages) und Kurt Brüggemann (Schlag­zeug, ehemals Beat Cats). Das Repertoire bestand zum Teil aus Titeln der britischen Band The Shadows, daher auch der Name. Im Spätsommer 1965 trat die Band stets am Samstagsabend bei Dieter Ammen in Blexen auf. Die Erkennungsmelodie war der Instrumentaltitel „Telstar“, mit dem die britische Band The Tornados im Jahre 1962 einen Nummer-1-Hit landete. Die Blue Shadows konnten das, weil sie mit Bernd Simon einen Organis­ten in ihren Reihen hatte. Das war in Beat-Bands eine absolute Seltenheit. In Nordenham gab es damals keine andere Gruppe mit einer Orgel. Durch dieses Instru­ment war die Formation auch in der Lage, den Titel „For Your Love“ von den Yardbirds zu spielen. Im Original fängt er mit lang aus­gehaltenen Akkorden einer Orgel mit eingestelltem Spinettklang an. Weitere Titel waren unter ande­rem „Heart Full Of Soul“, „Under The Boardwalk“, „And I Love Her“, „The House Of The Rising Sun“, „The Rise And Fall Of Flingel Bunt“, „Wipe Out“, „Peace Pipe“ und „Johnny Guitar“.
Bernd Simon spielte eine Philicorda, ein vieroktaviges Instru­ment, das Philips Anfang 1963 auf den Markt brachte. Die Philicorda-Orgeln gelten heutzutage als die „Ur-Mütter“ der Einfinger-­Akkord-Automatik. 17 Akkorde waren hier fest verdrahtet. Einer der berühmtesten Philicorda-Spieler dürfte der Sprach-Akrobat Hanns Dieter Hüsch gewesen sein.Die Gesangsanlage der Blue Shadows war von der Firma Fi­scher aus Oldenburg gemietet. Ei­nes Abends fiel sie bei einem Konzert bei Ammen komplett aus. Die Firma Fischer wurde an­gerufen und fuhr auch sofort los. Es dauerte zwei Stunden, bis die Gesangsanlage wieder funktio­nierte. Diese Zeit wurde mit In­strumentaltiteln, vor allem der Shadows, überbrückt. Das Ende kam für die Blue Shadows am 20. September 1965, nach nur einem halben Jahr. Rai­ner Bilawski gab zunächst das Spielen auf, Detlev „Deddi“ Jelting ging zur Bundeswehr und Uwe Hillebrand, Kurt Brügge­mann und Bernd Simon gründe­ten die Muskrats.