Beat Cats 1964 -1965

Im Jahre 1963 trafen sich in einer alten Baracke der Nordenhamer Jugendherberge vier musikbegeisterte Jugendliche, um eine Beatband aus der Taufe zu heben. Mit von der Partie waren Dieter Allmers, Kurt Brüggemann und Gerold Ruß sowie ein vierter Beatjünger, an dessen Name sich leider keiner der Protagonisten erinnert.
Die Nachwuchsmusiker nannten sich „The Jets“. Das klang kernig und dynamisch, vielleicht stand aber auch der Spitzname des Shadow-Bassisten Jet Harris bei der Namensfindung Pate. Während die Bottles auf Beatles standen, fanden die Jets ihre Vorbilder eher bei den sogenannten Twang-Bands wie den Shadows oder den Spotnicks.
Verstärkt wurde die Musik mit zwei Röhrenradios. Kurt Brüggemann erinnert sich, dass sein „Schlagzeug“ aus einer Dash-Trommel und einer mit Reißnägeln gefüllten Zigarrenkiste bestand, mit der man eine Snare nachahmen konnte. Mit der Ausrüstung war natürlich nicht der Twanging-Gitarrensound realisierbar, durch den die Vorbilder sich auszeichneten.
Schließlich wurde Geld zusammengekratzt und die Jets kauften sich einen der brandneuen Koffermischverstärker KV40 von Schaller. Der hatte drei Eingänge für Bass, Gitarre und ein Mikro. Der Clou war ein eingebautes Echogerät, das aus einer mit Eisenoxid beschichteten Aluminiumscheibe bestand. Mit vier Leseköpfen ausgestattet und einem zusätzlich eingebauten Tremolo-Effekt machte der Kasten den amtlichen Sound.
Die Jets absolvierten ein paar Auftritte in Nordenham und beim „Lütten Didi“ in Friedeburg bei Wiesmoor. Ein Sponsor vom Zigarrengeschäft Bruns und Krengel stellte seinen VW-Bulli für den Transport des Equipments unentgeltlich zur Verfügung. Keine Selbstverständlichkeit.
Schließlich löste sich die Band durch den Bundeswehreinzug von Gerold Ruß auf. Dieter All-mers hatte vorzeitig das Gymnasium verlassen und absolvierte erfolgreich eine Berufsausbildung. So kam er zu Geld und konnte seinen Mitmusikern den gemeinsamen KV40 und das Shure Micro SH 55 (das „Elvis“-Micro ) abkaufen und bei den Beat Cats einbringen.
Dazu gehörte Ernst Petersen, der von den Bottles übrig geblieben war und Klaus „Büddel“ Harms (Bassgitarre), einer der Sprösslinge des bekannten HNO-Arztes. Uwe Hillebrand übernahm die Gitarre und den Gesang und Kurt Brüggemann das Schlagzeug. Im Repertoire waren Titel wie Memphis, You really got me, All day and all the night, Don’t Ha Ha, Donna, Boys, Travelin‘ light oder Driftin. Auch der Stonessong It’s All Over Now und Bits And Pieces wurden gespielt.
Außergewöhnlich war die Verstärkung des Bassisten Büddel Harms: Er spielte über ein Tonbandgerät! Gesungen wurde über das Shure Model 55 und als zweites Mikro wurde ein normales Tonbandexemplar benutzt. Ein jüngerer Mitschüler hatte ein kleines Mischpultzusammengelötet, damit eine weitere Gitarre und das Zweitmikroanschließbar waren.
Der musikalische Kopf war Uwe Hillebrand. Der hatte eine klassische Klavierausbildung und konnte Akkorde und englische Texte von der Platte heraushören, erinnert sich Dieter Allmers. Die Beat Cats traten Ende Januar 1965 in der alten Strandhalle (Schulball),im Laufe des Jahres im Rahmen einer Veranstaltung des Ruderclubs in der Friedeburg und noch einmal beim Jugendball am 19. April in der Strandhalle auf. Auch in Elsfleth spielten die Beat Cats in einem kleinen Rahmen. Das hatte Ernst Petersens älterer Bruder Claas vermittelt, der dort zum Nautiker ausgebildet wurde.
Schließlich lösten sich die Beat Cats auf, da Dieter Allmers zur Bundeswehr eingezogen wurde und Ernst Petersen sich verstärkt um die Schule kümmern musste. Dessen Eltern waren sehr darauf bedacht, dass aus ihren Sprösslingen etwas Ordentliches wird.
Das hat geklappt: Claas wurde Kapitän, Ernst Arzt und aus Lutz (der als Waschbrettspieler auch mal bei der River Muskrat Skiffle Group mitspielte) wurde ein Pfarrer. Dieter Allmers verkaufte seine Musikausrüstung und hatte auf einmal so richtig viel Geld in der Tasche. In einem Anfall von Dekadenz ließ er sich mit einem Taxi zum Tanz nach Blexen fahren. Dies war eine gute Idee, denn bei der Gelegenheit lernte er seine spätere Frau Brigitte kennen.
Die Beatjünger von damals bekommen immer noch leuchtende Augen, wenn sie von den alten
Zeiten erzählen. „Der Zusammenhalt war was ganz Besonderes“, berichten Dieter Allmers und Kurt Brüggemann übereinstimmend. Der hat viele Jahre weiterhin in Bands gespielt und ist schließlich bei der Tanzmusik gelandet.